Ausgabe 04 - 2001 berliner stadtzeitung
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Die Rückkehr der Zebrastreifen

Jedes Kind kennt sie, obwohl sie sehr selten geworden sind: Zebrastreifen. Nur noch 107 dieser Überwege, die den Fußgängern immer Vorrang einräumen, gibt es in Berlin. Allein in West-Berlin waren es einmal 1400. Jahrzehntelang wurden sie von der Autolobby als Unsicherheitsfaktor gescholten und daraufhin von der Verkehrsplanung nach und nach durch Ampeln ersetzt.

Doch nun ist eine Trendwende eingetreten: 100 neue Zebrastreifen sollen noch in diesem Jahr auf Berlins Straßen markiert werden. Darauf haben sich die Verkehrspolitiker des Senats geeinigt. Und das wird nur der erste Schub sein. Bezirksämter, Schulleiter und der Fußgängerschutzverein „Fuss e.V." haben eine Liste mit 300 weiteren Zebrastreifen-Wünschen für die kommenden Jahre bei der Straßenverkehrsbehörde eingereicht.

Der Sinneswandel im Senat liegt wohl weniger in der Sorge um das bequeme Fortkommen der Fußgänger begründet als vielmehr in der knappen Haushaltslage: Eine neue Lichtsignalanlage – im Volksmund auch „Ampel" genannt – kostet rund 300000 Mark, dazu kommen noch Wartungs- und Betriebskosten. Daher liegt schon seit Jahren eine Liste von gewünschten Ampeln auf Halde, deren Realisierung niemand bezahlen kann. Ein Zebrastreifen kostet hingegen 5000 bis 7000 Mark – für ein paar Farbstreifen auf dem Asphalt zwar ein ansehnlicher Betrag, doch allemal preiswerter als eine Ampel. Mit dem Geld, das in diesem Jahr für die 100 Zebrastreifen ausgegeben werden soll, hätte man nur zwei Fußgängerampeln errichten können.

Als unsicher gelten Zebrastreifen nur, weil Autofahrer sie sehr oft ignorieren. Es ist ganz klar geregelt, dass ein Fahrzeug anhalten muss, wenn sich ein Fußgänger anschickt, den Zebrastreifen zu überqueren. Weil sie weitgehend abgeschafft wurden, sind Autofahrer heutzutage zebrastreifenentwöhnt. Der SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler ist aber überzeugt, dass sich der Umgang mit Zebrastreifen bald wieder einspielen wird. Dann könnte der Verkehr sogar reibungsloser ablaufen als mit Ampeln.

In der Senatsverkehrsverwaltung wird derzeit überlegt, ob man zukünftig auch an Straßen, auf denen in der Hauptverkehrszeit mehr als 600 Autos pro Stunde fahren, Zebrastreifen er-lauben soll.

js

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