Ausgabe 04 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Seelenlose Nummer statt Sonderzug-Identität

Bezirksname „Pankow" gekippt

Der umstrittene Name „Pankow" für den aus Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow gebildeten Großbezirk ist vorerst gekippt. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat am 28. März mehrheitlich beschlossen, dass bis Ende des Jahres übergangsweise der Bezirksname „3. Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow von Berlin" lauten soll. Bis dahin soll erreicht sein, dass alle Berliner Bezirke durchnummeriert sind.

Zunächst aber will Bürgermeister Alex Lubawinski (SPD) am Namen „Pankow" festhalten, denn formell entscheidet das Bezirksamt und nicht die BVV über den Bezirksnamen. Lubawinski will prüfen lassen, ob der „Bandwurmname" sich in der Praxis überhaupt handhaben lässt. Auf den Personalausweisen sei beispielsweise nicht genügend Platz vorhanden.

Entzündet hatte sich der Dauerstreit an der BVV-Entscheidung vom 6. Dezember, den Bezirk „Pankow" zu nennen. Zuvor hatte man eine Namensfindungskommission eingesetzt und die Bürger befragt ­ wichtigste Vorgabe war dabei, dass sich alle Bürger aus den drei Fusionsbezirken im neuen Namen wiederfinden können. Neutrale Namen wie „Dritter Bezirk", „Nordost", „Schönhausen" oder „Spitze" standen zur Debatte. Dass letztlich trotzdem der Name eines Teils für das Ganze gewählt wurde, rief den Protest der Bürger hervor, besonders in Prenzlauer Berg.

Die Bezirks-PDS will nun darauf hinwirken, dass alle Berliner Bezirke eine Nummer in den offiziellen Namen bekommen. Daneben könnten die alten Bezeichnungen weiterhin gebraucht werden. Damit soll signalisiert werden, dass die neuen Verwaltungseinheiten tatsächlich auch nur Verwaltungseinheiten sind. In anderen Bezirken steht man diesem Vorhaben teils skeptisch gegenüber. Besonders in Singlebezirken wie Neukölln scheint man Angst davor zu haben, zur Nummer degradiert zu werden und einen lebensnotwenigen Identitätsanker zu verlieren. Auch in der BVV von Ex(?)-Pankow gibt es erbitterten Widerstand: CDU-Vizefraktionschef Karl Hennig nannte „die von der PDS betriebene Vernummerung Berlins" einen „Anschlag auf die kulturelle Identität der Berliner" und einen „Schritt zu einer seelenlosen Metropole".

Einigkeit scheint lediglich darüber zu herrschen, dass es eigentlich drängendere Probleme gibt.

js

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