Ausgabe 02 - 2001berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Welchen Beirat brauchen wir?

Dezentrale Kulturarbeit in der "neuen" Mitte - Rückblick und Ausblick der Beiratsarbeit

Zur Klärung dieser Frage war die Öffentlichkeit des neuen Bezirkes Mitte am 7. Februar ins Rathaus geladen. Der Saal war voll, die Diskussion engagiert. In allen drei "AltÓ-Bezirken hatte es zuvor Beiräte für dezentrale Kulturarbeit gegeben, deren Verfasstheit verschieden, deren Arbeitsweise und demzufolge auch deren Ergebnisse unterschiedlich waren.

Für mich, Kulturarbeiterin in Altmitte, war spannend, diese Unterschiede mitzuhören.

Die Erfahrungen, die ich als Mitarbeiterin des ACUD mit der Arbeit "unseresÓ Kulturbeirates gemacht habe, sind durchweg positiv.

Zehn Jahre lang hat sich ein, durch jährliche Neuwahlen durchaus wechselndes Gremium darum verdient gemacht, in der Mitte der Stadt, die bald Regierungsviertel wurde, den TrägerInnen der dezentralen Kulturarbeit den Freiraum zu schaffen, den sie so nötig haben. Dies wohl weniger durch die Vergabe von Fördermitteln, denn der Topf war nie gut genug gefüllt, als durch die Tatsache, dass die Mitglieder des Beirates und vor allem seine Geschäftsführerin ihre Aufgabe darin gesehen haben, strukturell zu arbeiten. Dieser Beirat war kein Kunst- sondern ein Kulturmäzen. Etwas Besseres könnte sich kein Stadtbezirk wünschen, als dass ein ehrenamtliches Gremium derartig verantwortungsbewusst für eine Kulturlandschaft arbeitet. Die Vernetzung der einzelnen Projekte ist nur eines der durchaus gewollten hervorragenden Ergebnisse. Was aber war das offene Geheimnis des Erfolges?

Neben dem Engagement jeder einzelnen Person hat die Tatsache, dass die Handelnden einen ähnlichen Kulturbegriff hatten, wohl eine wesentliche Rolle gespielt. Kein Gerede also von Leuchttürmen, die besonders gefördert werden müssen.

Die Tatsache, dass dieser Beirat zusammengesetzt war aus drei freigewählten Mitgliedern und drei durch die BVV entsandten aus den Ausschüssen Kultur, Soziales und Jugend, verführt dazu, zu glauben, dass der kurze Weg ins Bezirksamt den Erfolg brachte.

Ich sehe das anders: Über den ähnlichen Kulturbegriff hinaus, gab es in den zehn Jahren nach der Wende in Altmitte eine Zusammenarbeit auch unter den Fraktionen der verschiedenen Parteien, die ihresgleichen sucht und vor allem geprägt war von sachlichem Miteinander. Dies wird sich nun ändern, ob wir das wollen, ob es uns behagt oder nicht. Auch in Altmitte ziehen nun bundesdeutsche Verhältnisse ein, mit all ihrem Parteiengerangel, -proporz etc.

Also, lasst uns zehn Jahre danach lieber fragen, nach welchen Kriterien dieser Kulturbeirat arbeiten soll und ob der Kulturstadtrat bereit ist, diese Kriterien, und damit auch die Entscheidungen des Beirates, zu respektieren und zu unterstützen.

Dann finden wir auch die richtige Form dafür.

Jutta Braband

Geschäftsführerin des alternativen Kunstvereins ACUD

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