Ausgabe 01 - 2001berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Olaf Staps gefasst

Untergetauchter Brandstifter und Drohbriefschreiber wurde in einer Friedrichshainer Disko erkannt

15 Monate lang konnte Olaf Jürgen Staps untertauchen. Am 29. Dezember 2000 wurde er in einer Disko in der Kadiner Straße, nur wenig entfernt von seiner früheren Wohnung in der Grünberger Straße, von drei jungen Männern erkannt und kurz darauf von der Polizei festgenommen. Staps leistete keinen Widerstand und sitzt seitdem in der JVA Moabit in Untersuchungshaft.

Im September 1999 hatte Olaf Staps das Haus Grünberger Straße 52, in dem er der letzte Mieter war angezündet ­ aus „Notwehr", wie er sich in einem langen Brief rechtfertigte, den scheinschlag auszugsweise abdruckte (11/99). Vorangegangen war ein jahrelanger, nervenzermürbender Streit mit dem Vermieter, der ihm letztlich seine Wohnung kündigte und die Räumung androhte. In Staps' Darstellung des Konfliktes wurde nachvollziehbar, warum er die Nerven verloren hatte und den „Raub" seiner Wohnung auf keinen Fall hinnehmen wollte. Nach der Brandstiftung in dem ansonsten leeren Haus, der auch ein Großteil von Staps' Wohnungseinrichtung zum Opfer fiel, tauchte er unter.

Zu „einem der meist gesuchten Männer Deutschlands" (Bild-Zeitung) wurde Staps, als er im Januar 2000 damit drohte, die von der PDS veranstaltete traditionelle Liebknecht-Luxemburg-Gedenkdemonstration mit Maschinengewehr und Handgranaten anzugreifen. Er beschuldigte die PDS und die von ihr gestellte Baustadträtin von Friedrichshain, Martina Albinus, ihn bei den Auseinandersetzungen mit seinem Vermieter nicht unterstützt zu haben. Ohne auf die Vorgeschichte einzugehen, machte die Presse aus Staps einen „Selbstmord-Bomber" (B.Z.), „irren Bombendroher" (Berliner Kurier), „Terroristen" (Bild) und „Feuerteufel" (Berliner Morgenpost). Die Demonstration wurde um eine Woche verschoben und verlief unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ohne Zwischenfälle. Im Februar forderte Staps in einem Schreiben an Polizeipräsident Saberschinsky Straffreiheit. Als dieser darauf nicht einging, erklärte Staps, die Drohung wäre nicht ernst gemeint, er hätte auch nicht die Mittel dazu, sie auszuführen.

Danach wurde es ruhig. Staps verschickte keine Briefe mehr, die „intensive Fahndung", so die Polizei, blieb trotz 10000 Mark Belohnung für Hinweise aus der Bevölkerung monatelang ergebnislos. Man vermutete ihn in der „Sado-Maso-Szene", eine ehemalige Mitstudentin sah Staps im November in einem Geschäft am Alexanderplatz. Doch erst als die PDS im Dezember 2000 Befürchtungen äußerte, die Liebknecht-Luxemburg-Demo könne auch im Januar 2001 bedroht werden, griffen die Medien das Thema erneut auf und druckten Staps' Fahndungsfoto.

Anhand eines solchen Zeitungsausrisses erkannten die drei Männer Staps in der Disko „K 17". Er hatte sein Äußeres nur leicht verändert und sei öfter in der Disko gewesen. In ersten Vernehmungen gab er an, seit April 2000 in einer Wohngemeinschaft in Mitte gelebt zu haben. Seine drei Mitbewohner seien ahnungslos, auch habe er keine Unterstützer gehabt. Zuvor habe er in Bauruinen in Ost-Berlin gewohnt. In seinem Zimmer fand die Polizei ein Notebook mit etwa 1000 Seiten Aufzeichnungen, zwei Gaspistolen, ein Reizgasspray sowie 10000 Mark in bar. Die Drohung und die Brandstiftung gab Staps zu, er betonte aber, nie die Absicht gehabt zu haben, den Anschlag auf die Demonstrationsteilnehmer tatsächlich auszuführen.

Wegen Nötigung, Bedrohung und schwerer Brandstiftung könnte ihm eine mehrjährige Haftstrafe bevorstehen.

js

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