Ausgabe 12 - 2000 berliner stadtzeitung
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Da hilft nur noch Adam

„The 6th Day" zeigt, warum Klonen gut und Schwarzenegger der erste Mann ist, der verdoppelt werden muss

Hollywood, we've got a problem. Nachdem Sigourney Weaver als erste Frau bereits vor drei Jahren in „Alien IV" kloniert wurde, scheinen sich die Skrupel bezüglich der Ethik männlicher Klone im filmischen Universum deutlich länger gehalten zu haben. Mittlerweile tanzen uns jedoch die Biotech-Verlockungen nur penetranter vor der Nase herum, und nicht nur ethische Fragen werden immer dringlicher: Wer oder was soll und darf geklont werden? Was soll man mit den Klonen anfangen, und werden ­ hat jemand schon mal daran gedacht? ­ die Menschen, narzisstisch wie sie sind, nicht am liebsten sich selbst verdoppeln und permanent begrapschen wollen? „The 6th Day" bietet nun von gänzlich unerwarteter Seite einen Vorschlag, nein, eine Vision, wie diese Probleme dank „DNA-Infusion" und „Syncording" (Persönlichkeitsspeicherung auf silbernen Scheiben) schon bald zu lösen sein werden. Und diese Lösung ist so simpel, dass man sich nur ärgern kann, nicht selbst schon sofort nach der Erschaffung (ha!) Dollys ein Biotech-Labor aufgemacht zu haben: Klont nur die Guten! Aber von denen viele!

Schnell wird auch klar, weshalb gerade Arnold S. die Ehre zuteil werden darf, der erste männliche Idealklon der Filmgeschichte zu sein. Denn man braucht richtige Männer (Muckis!). Und Väter (Anstand!). Beides Rollen, die Arnold seit Terminator 2 nicht mehr ablegen wollte. Wie sähe die Welt denn aus, wenn einmal alle Hemmungen gefallen sind und alles Lebende, was verdoppelt und verdreifacht, von jeglichen Mängeln bereinigt und nach den Wünschen seiner Schöpfer umgebaut werden kann, auch wirklich produziert wird? Verklemmte Loser werden mit holografischer Freundin ihre feuchten Träume verwirklichen, Kinder werden ihre Eltern anbetteln, das eben verstorbene Hündchen bei RePet™ wieder aufleben zu lassen und, am allerschlimmsten: die Bösen werden böse Menschen bauen und sie auf die Guten hetzen! Nur um unsterblich zu werden!

Zum Glück passieren ihnen aber auch in naher Zukunft Fehler, weshalb sie z.B. Adam (oha!) Gibson anstelle eines anderen klonen. Dieser rechtschaffene Hubschrauberpilot und kuschlige Familienvater verliert schlagartig seinen Sinn für ausgefallene Späße, als sein Ebenbild in der eigenen Wohnung steht und seine Frau betatscht, während im gleichen Moment zwei Killer auf der Veranda stehen und den doppelten A-Man aus der Welt schaffen wollen. Denn schließlich ist das Züchten menschlicher Rohlinge immer noch verboten, weshalb der lebende Beweis des Gesetzesbruchs liquidiert werden muss. Doch was tut Adam Gibson? Der will vor allem seine Familie zurück haben und ist drum wild entschlossen, die Killer (und vor allem ihren Boss!) aus dem Weg zu räumen, die jedoch nach jedem Ableben sofort wieder reproduziert werden, was nicht nur Gibson zunehmend nervt. Er kämpft ganz alleine, die Familie wird gekidnappt, der Ausweg wird eng und die Kugeln fliegen dichter ­ doch (endlich darf man's sagen:) zum Glück gibt's ja noch Kloning!

Markus Sailer

„The 6th Day" R: Roger Spottiswoode; D: Arnold Schwarzenegger, Robert Duvall, Michael Rooker u.a.

Kinostart: 14.Dezember

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