Ausgabe 12 - 2000 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Grußwort zu 10 Jahre scheinschlag

Um es gleich vorweg zu sagen: scheinschlag ist nicht das Zentralorgan des Bezirksamts, auch wenn so mancher Leser immer noch zu meinen scheint, hier die offiziellen Verlautbarungen des Bezirksamts zu bekommen. Auch finanziert der Bezirk diese Zeitung nicht (ein ebenso bei manchen haftender Irrtum), auch wenn scheinschlag seit Jahren schon bewährt die Nachrichten aus den Sanierungsgebieten in Form einer Beilage an die Frau und den Mann bringt und dafür natürlich einen Obulus erhält. Gleichwohl freuen wir uns, daß diese Gründung der politischen Wendezeit vor zehn Jahren immer noch Bestand hat und sich derart nachhaltiger, also auch weiter in die Zukunft weisender Beliebtheit erfreut und daß sich die Kiezzeitung von einst nunmehr zu einer Berliner Stadtzeitung entwickelt hat. Den Focus zwar fest auf die Innenstadt gerichtet, gewinnt, so meine ich, scheinschlag schon seit einiger Zeit auch zunehmend für ganz Berlin an Stimme in dem schwierigen Prozeß des Werdens dieser Großstadt, ohne dabei die Herkunft aus dem Wohn-Kiez zu vergessen. Die aktive Teilnahme an der Debatte um das sogenannte Planwerk Innenstadt sei dafür nur als Indiz benannt. Die in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte gärende junge Kunst- und Kulturszene wäre ohne die Existenz von scheinschlag ein gutes Stück stimmloser, weniger wahrnehmungsfähig. Unabhängig, kritisch, mit Witz und Humor, immer engagiert, überparteilich (ohne seine Vorlieben zu verschweigen), aber nicht unparteiisch ­ so kommen die Beiträge einher. Und so hat sich diese Zeitung mit dem etwas ungewöhnlichen Namen eben diesen sprichwörtlichen Namen in der Riege der Berliner Stadtzeitungen gemacht.

Zeit ist ein relativer Begriff. Zehn Jahre können je nach Betrachtungsweise viel oder wenig sein. Wer angesichts der vielen Veränderungen und Umbrüche in der Mitte Berlins in den letzten zehn Jahren nicht hinweggefegt wurde, sondern seine Identität bewahren und dabei sogar noch sein Profil schärfen konnte ­ dem darf zurecht gratuliert werden. Ich gratuliere dem scheinschlag für zehn Jahre publizistische Präsenz im Schmelztiegel Mitte und hoffe, daß auch nach dem Neuzuschnitt der Bezirke die lokalen Identitäten hier ein Sprachrohr haben. Das Verhältnis von scheinschlag-Publizistik und Verwaltungshandeln war sicher oft nicht reibungslos. Aber dort, wo Reibung ist, ist auch Nähe. Von daher: ad multos annos.

Joachim Zeller
Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte

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  Ausgabe 12 - 2000