Ausgabe 10 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Helden in Rollkragenpullis

Schwarz sein und die Welt retten darf man(n) erst seit „Shaft". Ein Neuauflage von John Singleton

Nach und nach werden die Leinwandhelden der 70er reanimiert. Nun ist aus der Gruft der kratzigen Polyesterpulloverträger auch Shaft, John Shaft, entstiegen. Dieser brachte Anfang der 70er - als Hollywoods Angebot für die neu entdeckte Zielgruppe der Afro-Amerikaner - reihenweie weiße Arschlöcher zur Strecke: ein schwarzer James Bond. Filme diesen Kalibers nannte man Blaxploitation, deren Protagonisten sexy und schlagkräftig waren. Pam Grier, Tarantinos „Jackie Brown", machte ebenfalls eine gute Figur als prügelnde Girlie-Detektivin in einer Kinoserie ähnlichen Anspruchs.

Seit einiger Zeit verbreiten die Musikkanäle eifrig Vorfreude auf laszive Miezen durch das Video zur Titelmusik von Isaac Hayes. Wer aber eine plumpe Neuauflage des schwarzen Schwerenöters erwartet, ist schief gewickelt.

Denn Samuel L. Jackson spielt John Shaft Jr., den Neffen des ursprünglichen Detektivs und ist Bulle in New York. Sein Onkel, übrigens dargestellt vom ursprünglichen "Shaft" Richard Rowntree, der wieder beige Rollkragenpullover tragen darf, ist sein Kollege. Des weiteren erfreut Christian Bale als widerliches Senatorenbalg Walter Wale Jr. Diesen will Shaft drankriegen, ihm nachweisen, dass er einen Schwarzen, der sich von ihm nicht einschüchtern lassen wollte, einfach so zu Tode prügelte. Das Söhnchen wurde natürlich nach der Verhaftung von einem guten Anwalt rausgehauen und verschwindet in die Schweiz. Shaft lässt nicht locker. Zwei Jahre später kehrt Walter zurück, glaubt sich in Sicherheit, und Shaft nimmt die Ermittlungen wieder auf, wobei er an administrative Grenzen stößt.

Also pfeffert er die Polizeiplakette an in die Wand des Gerichtssaales und macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach der einzigen Zeugin des Vorfalls, einer Barkeeperin (Toni Colette). Dabei hilft ihm ein alter kleinkrimineller Kumpel, dargestellt von Rapper Busta Rhymes, der immer grimassiert und schnell spricht, als wollte er Eddie Murphy überflügeln - was er gar nicht nötig hat. Regisseur John Singelton hat sich trotz der Großproduktion nicht vom sozialen Impetus seiner früheren Filme wie "Boyz´N The Hood" verabschiedet und bleibt dem Geist der Blaxploitation treu. Der schwarze Cop geht gegen ein weißes Arschloch vor, und das mit gu-tem Grund. Nie wird um des Effektes wegen geprügelt oder geschossen. Die Figuren stehen im Vordergrund und die Geschichte. New York ist einmal mehr hart und brutal den Gesetzen der Straße unterworfen, seine Nacht bläulich cool und groovy. Was auch für den Hauptdarsteller gilt, der kahlrasiert in schicken Armani-Klamotten zielsicher die Schweine zur Strecke bringt. Der richtige Mann für den Job, abgebrüht und "badass" genug, um die Welt zurechtzurücken. Danke! Ingrid Beerbaum

Shaft 2000, Regie John Singleton, Darsteller: Samuel L. Jackson, Vanessa Williams, Christian Bale, Start: 26. Oktober 2000

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