Ausgabe 10 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Kurznachrichten

verhüllung

Nach dem Reichstag wird nun auch das Brandenburger Tor verhüllt. Dahinter steckt aber nicht Christo sondern die Stiftung Denkmalschutz, die das Wahrzeichen ab dem 1. November für zehn Millionen Mark per Laser säubern und reparieren wird. Sponsor ist die Telekom, die denn auch mit einem Schriftzug unterhalb der Quadriga werben darf. Ansonsten bleibt die Hülle werbefrei - auf der Plane wird das Brandenburger Tor aufgedruckt. Und als wäre das nicht schon einfallsreich genug, werden zwischen den Pfeilern Motive der Berliner Partnerstädte zu sehen sein: von Osten der Eiffelturm, von Westen der Kreml. Doch keine Angst, liebe Autofahrer: das Tor wird auch während der 16-monatigen Bauzeit passierbar bleiben - zumindest bis im März 2001 die Neupflasterung des Pariser Platzes beginnt.

wachturm

Während sich am Kottbusser Tor die Quartiersmanager gegenseitig auf die Füße treten, halten die Ordnungspolitiker diesen Ort für geeignet, um Videoüberwachung in den Testlauf zu schicken. „Mach mit im Überwachungsland!" fordern daher Kreuzberger Künstler ihre Mitbürger auf: Kreuzberg soll als erster Bezirk zur Observierung der Bevölkerung an zentraler Stelle einen Wachturm erhalten. Er wird aus Holz gebaut und auf der Mittelinsel des Kottbusser Tores errichtet, von wo aus potenzielle Gefahrenherde in den einmündenden Straßen optimal gesichtet und erfasst werden können. Die feierliche Einweihungszeremonie dieses epochalen Bauwerks ist am Samstag, den 4. November um 13 Uhr.

erhaltung I

Das Bezirksamt Mitte hat eine Erhaltungsverordnung für die Teile der Rosenthaler Vorstadt, die nicht zum Sanierungsgebiet gehören, beschlossen. Ziel ist es, die städtebauliche Eigenart und die geschichtliche Qualität des Gebiets zu bewahren. Durch die Bautätigkeit und Umnutzungen ist der Charakter des Viertels gefährdet. Mit dem Erlass dieser Erhaltungsverordnung steht nun beinahe der gesamte Altbaubereich im Norden des Bezirks unter besonderem Städtebaurecht.

erhaltung II

Zum städtebaulichen Erhaltungsgebiet Karl-Marx-Allee (zwischen Alexander- und Strausberger Platz) wurde nun eine sozialräumliche Studie vorgelegt. Die offene Struktur des frühen Plattenbau-Wohnkomplexes hat eine „Eigenlogik", so der Gutachter Bernd Hunger, „die man nicht ohne Not kaputtmachen sollte." Eine Rückbesinnung auf die städtebauliche Struktur des 19. Jahrhunderts könne hier allenfalls in landschaftsplanerischen Figuren erfolgen, meint Hunger mit Blick auf das Planwerk Innenstadt, das den Verlauf der früheren Landsberger Straße quer durch das Gebiet wiederaufleben lassen möchte. Während Mitte im Zuge des Totalumbaus des Alexanderplatzes im Übergangscharakter zu versinken droht, könne das Wohngebiet an der Karl-Marx-Allee ein „Stabilitätsanker" sein, so Hunger.

zehn jahre

scheinschlag feiert im November sein zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Grund veranstalten wir zwei öffentliche Podiumsdiskussionen: am Montag, den 20. November zum Thema „Weniger Häuptlinge, mehr Indianer - Gibt es eine Bürgerbeteiligung nach der Bezirksfusion?" und am Dienstag, den 21. November zum Thema „Medien - Vordenker oder Nachbeter der Stadt?". Die hochkarätigen Podiumsdiskutanten stehen noch nicht ganz fest, aber den Termin sollte man sich vormerken.

gefahr

Eine gehörige Portion Mut muss man mitbringen, wenn man an der neuesten Führung von „Stattreisen" teilnehmen möchte: Es geht an „gefährliche Orte" - Straßen und Plätze, die so dermaßen gefährlich sind, dass die Berliner Polizei sich Sonderrechte herausnimmt. Und nur die Polizei weiß genau, wo sie sind, denn die Orte sind nicht nur gefährlich, sondern auch geheim. Wer jetzt immer noch keine Angst gekriegt hat, kann sich zur Führung „Safer City - Die sichere Seite des Kudamms" am 22. Oktober, 5. und 19. November um 14 Uhr vor dem Haupteingang des Kudamm-Karrees einfinden. Unter anderem geht's in den Atomschutzbunker unter dem Karree, zum Ludwig-Erhard-Haus, wo die Wachschutzausbildung der IHK vorgestellt wird, ebenso zum Bundesverwaltungsgericht, das für die Belange des öffentlichen Rechts zuständig ist, und natürlich auch zum Breitscheidplatz. Weitere Termine unter fon 455 30 28.

eröffnung

„Ich würde auch zur Eröffnung einer Toilette gehen", sagte bereits Andy Warhol. Am 6. Oktober hätte er dazu Gelegenheit gehabt: Auf dem Boxhagener Platz wurde die historische gusseiserne Toilette mit einem kleinen Festakt wiedereröffnet. Die 1992 abgebrannte Bedürfnisanstalt ist originalgetreu nachgebaut worden und wurde am alten Standort wieder aufgestellt. Den Drang verspürenden Besucher empfängt sogar eine eigens komponierte Klo-Musik: eine Symphonie für Toilettenspülung und Klopapierabreißen, die in einer Endlosschleife abgespielt wird. Weiterer Vorteil gegenüber den Wall-City-Toiletten: Der Eintritt ist frei.

offene redaktion

Zum offenen Redaktionstreffen laden wir monatlich in das Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über zukünftige Autoren, die z.B. über Stadtpolitik oder Kultur schreiben wollen, freuen wir uns besonders. Aber auch einfach nur Neugierige sind eingeladen. Das nächste Treffen findet am Samstag, den 28. Oktober um 14 Uhr statt.

internetz

Sämtliche Texte des scheinschlags (und mehr) sind auch im Internetz
unter www.berlinonline.de/scheinschlag abrufbar.

© scheinschlag 2000
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 10 - 2000