Ausgabe 09 - 2000berliner stadtzeitung
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Kurzkultur

Va Banque
Banktresore beflügeln die Phantasie. Der Arbeit überdrüssig oder ziemlich klamm, entwickelt sich der Traum vom Lottogewinn- oder Bankraub. Das auf lachsfarbenen (Financial Times-) Papier gedruckte Buch "Va Banque" zur Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraubs ist ein verheißungsvolles Angebot, das Niveau in Theorie und Praxis anzuheben. Die versammelten Beiträge richten sich an gutsituierte Bürger, die zu goutieren wissen, dass das letzte große Abenteuer der bürgerlichen Gesellschaft der Bankraub ist; Indifferente, die ihre zynische Weltanschauung verfeinern möchten; Bücherliebhaber, die ein geschmackvolles Verhältnis von Form und Inhalt zu schätzen wissen; Salonkommunisten, die falsches Bewußtsein und das voluntaristische Überspringen notwendiger historischer Schritte kritisieren; all diejenigen, die sich für Stil & Etikette des Bankraubs interessieren; geläuterte Alt-68erInnen, die sich ob ihrer Erbschaften grämen, aber den Weg ins Existenzgründerseminar noch scheuen; Banker und Finanzfachleute, die den Realitäten des Lebens ins Auge schauen können. Das Buch unternimmt volkskundlich-kulturwissenschaftliche, anti-kriminologische, historisch-kritische, literaturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche und autobiographische Ausflüge in die faszinierende Welt dieser einzigartigen Geldbeschaffung. Der Einblick reicht von den schwierigen Anfängen des Delikts, über die vernachlässigte Typologie der Fluchtautos bis hin zur kleinen Trachtenkunde der Räuber. Er geht der Frage nach, wieso die Banken-Sicherungssysteme Geiselnahmen provozieren und wie die "Banken" der Bewegung 2. Juni funktionierten. Auch an rechtlichen Hinweisen mangelt es nicht, so dass die beflügelten Gedanken nicht in gefährliche Turbulenzen geraten. Klaus Schönberger (Hg.) Va Banque! Bankraub. Theorie. Praxis. Geschichte. Verlag Libertäre Assoziation/Verlag der Buchläden Schwarze Risse/Rote Strasse, 332 Seiten, 34 DM

Staatsbank
Das Festival für andere Musik präsentiert zum 3. Mal Positionen junger experimenteller und elektronischer Musik, die sich weder als Clubmusik, noch als Neue Musik oder Musique Concrte bezeichnen lassen. Gemeinsamer Nenner sind die Reduzierung von Material und Aktion und das Ausloten der Spannungsverhältnisse Mensch/Maschine oder Elektronik/Instrument. An drei Tagen werden jeweils ein Solokonzert einem Trio oder Quartett gegenübergestellt und anschließend greifen DJs das gerade Gehörte in veränderter Form auf. Erstmals werden nicht nur Künstler aus Berlin, sondern auch aus Italien und Großbritannien auftreten, u.a. Phil Durrant, Jörg Maria Zeger, Alessandro Bosetti, Ticklish, Neurotitan und Axel Dörner. 28.-30. 9., jeweils 21 Uhr, Staatsbank Berlin, Französische Str. 35. Berlin-Mitte

Falken
Wer kennt den Film "Tausendschönchen", den grandiosen Avantgardeklassiker des Prager Frühlings der Regisseurin Vera Chytilova? Ihr neuster Film "Pasty, Pasty, Pasticky" (Große Falken, kleine Falken, Tschechien 1998) ist eine schwarze Komödie über eine junge Tierärztin, die sich an ihren Vergewaltigern rächt. Das Arsenal (Potsdamer Str. 2) zeigt diesen Film in der Reihe der Internationalen Frauenuniversität, aber leider, wie so oft, nur einmal am 21.9. um 21 Uhr.

Securitas
Auf dem Gelände der ehemaligen Secura-Werke ist weiterhin bis zum 3. Oktober das Büro von contact:c4 anzutreffen- inmitten einiger Kunstwerke u.a. von Roger Frank, Markus Krieger und Sven Kalden, deren Besuch sich lohnt. Weitere Vernissagen: 29.9. zum Thema Gemütlichkeit verbunden mit der langen Nacht des Kaffees und einer Weinprobe, 30.9. die Präsentation neuester Videoarbeiten, 2. Oktober die Vorfreude auf den "Dicken Einheitsbrei". Die Vernissagen starten jeweils um 20.30 Uhr. Wer sonst seine Schritte in den üblicherweise verschlossenen riesigen Gebäudekomplex lenken will, kann das zu den Öffnungszeiten der Ausstellungsräume von Mi-So, 13-19 Uhr tun. contact:c4, Fehrbelliner Str. 47, Berlin Mitte

Elvis klebt
Die singende Familienpizza aus Memphis/Tennessee ist entgültig auf dem Weg in die Unsterblichkeit: Am 5. Oktober steigt die Uraufführung der Elvis-Komödie "Takin Care of Business", die den King in den Olymp von Faust, Hamlet & Co. katapultieren wird. Der Regisseur und Autor Jean-Paul Pacifico hat den Dreiakter der legendären "Seahorse Theatre Company" auf den Leib geschrieben. Der Aufstieg und Fall und Wiederaufstieg von Elvis the Pelvis- eine extravagante Maßnahme gegen den Berlin Blues. Und das alles in englischer Sprache. 5.-8.10. um 21.30 Uhr, am 8.10. auch um 17 Uhr, Einlass 1 Std. vorher, Weinsalon, Schreinerstr. 58, U Samariterstr., fon 42 01 94 08, mail ashea@gmx.net

Passagiere
Dass U-Bahnfahren zum Trend wird, könnte die zukünftige Aufgabe eines urbanen Mind-Designs werden. Die Kriech- und Stauerlebnisse in den ultimativ designten Autokarosserien jedenfalls vermitteln nur noch bedingt den Prestigekick. Vor zwei Jahren beschloss der Breslauer Fotograf Tomazs Kizny, in vier europäischen Hauptstädten unter die Erde zu steigen, um tausend Porträts von Menschen in den U-Bahnen von Berlin, Moskau und Warschau zu machen. Die Ergebnisse sind zur Zeit in einer Open-Air-Ausstellung auf dem Gendarmenmarkt zu sehen. Irgendwo im vernetzten Untergrund waren sie alle unterwegs, in den künstlich beleuchteten Röhren, Tunneln und Treppenanlagen. Nächster Halt Stadtmitte- Ausstieg links! bis 8.10. auf dem Gendarmenmarkt, bei Regen im Foyer des Französischen Doms

Che-e-e-se
Derzeit findet tagtäglich jeden Abend um 20 Uhr eine neue Vernissage in der Galerie Am Scheunenviertel statt, bis am 30. September das Finale mit dem Buffet "Das große Fressen" steigen wird. Zuvor sollte man sich auf jeden Fall den 24. September (Sonntag) merken, an dem um 16 Uhr zum Sofortbild-Shooting gebeten wird. Jeder Besucher kann sich von den drei Fotografen Eva Kinander, Oliver Möst oder Florian von Ploetz ablichten lassen- zusammen mit seiner Meinung zur bevorstehenden Schließung der Galerie. Am Ende des Tages gehören die Bilder den Porträtierten. Mit Überraschungen wird fest gerechnet, vorher kämmen nicht nötig. Galerie am Scheunenviertel, Weinmeisterstr. 8, fünf Mark pro Bild

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