Ausgabe 07 - 2000berliner stadtzeitung
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Alles kleine Lieblinge

Kinder und Hunde in Parks - wie geht das?

In Mitte gibt es zuwenig öffentliche Grünflächen, die Parks sind an schönen Tagen völlig überlaufen. Gleichzeitig kommt es zu Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzern und ihren unterschiedlichen Interessen. So auch im Park am Weinbergsweg. Die Kinder wollen unbekümmert spielen und die Hundehaltern den Park als Auslaufgebiet für ihre Hunde nutzen - und ihn zugleich als Hundeklo mißbrauchen. Bei einem Treffen von Eltern, Mitarbeiterinnen von Kitas und dem Jugendamt im Februar 1999 enstand aus einem Gespräch über die Probleme die Idee, rund um den Park am Weinbergsweg die Kampagne "Leine-Schaufel-Tüte" durchzuführen. Der Titel enstand als Hinweis auf die Pflichten beim Ausführen der Hunde im Park. Der Hund muß in öffentlichen Grünanlagen an die Leine genommen werden. Ebenso müssen die Hinterlassenschaften des Hundes aufgenommen werden (nach Vorstellung der Initiative am besten mit einer Schaufel), um sie anschließend, in einer Tüte verpackt, in den Müll zu werfen. Die Kampagne wurde so gestaltet, daß sie sich nicht gegen Hunde richtet, sondern einen verantwortungsbewußten Umgang mit ihnen erreichen wollte.

Von April bis September fand monatlich eine Aktion im Park am Weinbergsweg statt. So bauten in den Sommerferien über 100 Kinder aus den umliegenden Kitas zwei Hunde aus Draht und Pappmaschee, die die stattliche Höhe von gut anderthalb Meter erreichten. Später wurden die beiden Hunde und ein Riesenhundehaufen angemalt. Die Hunde blieben als künstlerisches Mahnmahl im Park stehen. Doch für einige war diese bunte Aufforderung wohl zu viel. In der folgenden Nacht wurden die Plastiken von Unbekannten angezündet. Zugleich hatte eine Gruppe "verantwortungsvoller HundebesitzerInnen" Handzettel an Bäume und Laternen im Park angebracht. In diesen Zetteln charakterisierten die "verantwortungsvollen HundebesitzerInnen" die Bastelaktion der Kinder so: "Was für ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Faschismus funktioniert. Was einstmals Karikaturen großnasiger Menschen in nationalsozialistischen Blättern, ist heute diese peinliche Skulptur von Schweine-Hunden im Weinbergspark." und behaupteten: "Unsere Hunde spielen gerne mit Ihren Kindern! Vielleicht sollte ihre Erziehung sie lieber zu Tierfreunden werden lassen, als zu paranoiden Klein-Faschisten." Trotz dieser Reaktion ließen sich die Kampagnenvertreter nicht entmutigen, weiter für ein vertändnisvolles Miteinander zu werben.

Zu den Aktionen im Sommer 1999 brachte das Kinder- und Jugendbüro Mitte die Dokumentation "Leine-Schaufel-Tüte" heraus. Bei der Auswertung der Kampagne im Herbst 1999 entschlossen sich die Aktivisten, diese auch im Jahre 2000 fortzusetzen. Im Mai wurde dann die Broschüre "Kinder und Hunde in Berlin... so klappt es garantiert - Der Ratgeber für ein verantwortungsvolles Miteinander" veröffentlicht, in der zehn Regeln erläutert werden, die Kinder für den richtigen Umgang mit Hunden kennen sollten. Außerdem beantwortet Claudia Pfister vom Tierschutzverein Berlin Fragen, die Kinder im Alter von drei bis acht Jahren zum Thema Hunde gestellt haben. Leider fehlt die Frage, ob Kinder alleine, ohne ihre Eltern, beispielsweise mit einem American-Stafford-Rüden raus auf die Straße und mit ihm spazierengehen dürfen.
Detlef Kundt

Weitere Auskünfte über die Kampagne gibt das Kinder und Jugendbüro Mitte, Reinhardtstraße 31, 10117 Berlin, fon 28 38 44 10, fax 28 38 44 12, Email: Kinder-undJugendbüro@t-online.de, Mo-Fr, 14-18 Uhr. Dort sind auch die Dokumentation und der Ratgeber erhältlich.

PS: Die Arbeit des Kinder- und Jugendbüro Mitte wurde ausführlicher in der scheinschlag-Beilage "Sanierung in Mitte" 3/00 vorgestellt. Exemplare in der Redaktion erhältlich.

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