Ausgabe 07 - 2000berliner stadtzeitung
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Wöhlertgarten bald in Mieterhand?

Genossenschaft steht kurz vor dem Kauf der Wohnanlage

Die Genossenschaft "Wöhlertgarten" ist zuversichtlich, schon bald ihre Häuser kaufen zu können. Es zeichnet sich ab, dass der Senat dem Sanierungskonzept zustimmt und die zinsgünstigen Darlehen für den Kauf und die Sanierung der Wohnanlage an die Genossenschaft auszahlt. Vorbild ist das Wohnquartier "Bremer Höhe" in Prenzlauer Berg, das im April nach einer großen Kraftanstrengung von einer Mietergenossenschaft gekauft werden konnte.

Die Wohnanlage Wöhlertgarten in der Pflugstraße 9-10 ist ein Kleinod mit 130 Wohnungen. Sie liegt im äußersten Norden von Mitte, nahe am ehemaligen Mauerstreifen. Die Idylle wird allerdings vom schlechten Zustand der Wohnungen getrübt. Das undichte Dach, bröckelnder Putz, brüchige Rohre und Schimmel sind die größten Probleme. "Die WBM macht hier nichts mehr", sagt Rainer Schubert, Vorsitzender der Genossenschaft, die vor einem Jahr gegründet wurde und heute 54 Mitglieder hat. Der Anlass der Gründung war unerfreulich: Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hatte im September 1998 den Wöhlertgarten an den Immobilienentwickler IBC verkauft, der die Wohnungen in Eigentum umwandeln und einzeln weiterverkaufen wollte. Weil die Wöhlertgarten-Mieter bei diesem Geschäft nicht gefragt worden sind, musste die WBM den Verkauf nach öffentlichen Protesten rückabwickeln.

Mittlerweile gibt sich die WBM kooperativer. Es wurde ein Kaufpreis von 7,5 Millionen Mark ausgehandelt. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist das Projekt Wöhlertgarten schon in das Förderprogramm "Soziale Stadterneuerung" eingeordnet, nur der Finanzsenator sträubt sich noch gegen den vorgesehenen Zuschuss von vier Millionen Mark zum Ankauf der Häuser.

Das Hauptproblem im Finanzierungskonzept ist für Rainer Schubert aber die Miete: "Laut Förderrichtlinie dürfen wir nach der Modernisierung eine Einstiegsmiete von höchstens 8,25 DM/qm nehmen. Die Genossenschaft hat zu wenig Eigenkapital, die Refinanzierung geht letztlich nur über die Mieteinnahmen." Um soziale Härten zu vermeiden, will Schubert einen internen Wohnungstausch organisieren. Älteren, alleinstehenden Bewohnern soll beispielsweise angeboten werden, innerhalb des Wöhlertgartens in eine kleinere Wohnung zu ziehen und somit ihre Miete zu senken. Die zur Zeit 30 leerstehenden Wohnungen sollen während der Bauphase als Umsetzwohnungen genutzt werden.

Im günstigsten Fall kann mit der Sanierung im Herbst begonnen werden. Die Zeit läuft den Genossenschaftlern davon. "Das Dach muss noch in diesem Jahr gemacht werden, sonst fliegt es uns weg", befürchtet Schubert.
Jens Sethmann

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