Ausgabe 01 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kleiner Mann im Ohr
Wie die BSR mal randurfte

Der riesige Haufen Altpapier breitete sich langsam in den gesamten Büroräumen aus. Und war leider eindeutig als Gewerbeabfall zu identifizieren. Mit konkretem Herkunftsnachweis. Das großzügige Verteilen auf öffentliche Papiertonnen schied damit aus. Also sollte die BSR nun doch ihre Chance bekommen. Ein Anruf beim Infotelefon der BSR war der Schritt in die richtige Richtung:

"Das Umwelttelefon der Berliner Stadtreinigungsbetriebe. Persönlich erreichen Sie uns von Montag bis Freitag in der Zeit von acht bis zwölf Uhr. Damit Sie aber nicht ganz umsonst angerufen haben, hier noch ein paar Umwelttipps. (kleine Kunstpause)

Aah, Sie haben keine Zeit (verständnisvoll), Sie müssen noch einkaufen (aufgeschlossen). Das trifft sich gut. Darf ich Sie begleiten? Halt, vergessen Sie nicht Ihre Einkaufstasche (besorgt). Die Plastiktüte im Supermarkt kostet fünfzehn Pfennig und landet oft schon nach einmaligem Gebrauch im Müll.

Schaun wir mal auf Ihren Einkaufszettel. Aah ja, - Getränke, Fleisch- und Wurstwaren, Obst und Gemüse, Papiertaschentücher und das Toilettenpapier (gelassen).

Grundsätzlich gilt, der beste Abfall ist derjenige, der erst gar nicht entsteht (getragen). Für die Getränke heißt das Mehrwegpfandflaschen. Diese Flaschen werden nach Gebrauch gereinigt und wiederbefüllt - und das bis zu fünfzig Mal (leichtes Tremolo). Hätten Sie das gedacht? Also für´s nächste Mal: lassen Sie die Dosen und die Trinkpäckchen bitte im Regal stehen (demütig). Sie haben Recht. Nicht alles gibt es in Mehrwegverpackungen (unterwürfig): Konfitüre, Speiseöl oder Süßigkeiten zum Beispiel. Dafür gibt es die bunten Wertstofftonnen, die Sie auf Ihrem Hof, auf öffentlichem Straßenland oder auf den Recyclinghöfen der BSR finden (beruhigend). So, nun zum Obst (aufmunternd). Mmmmh. Diese Äpfel sehen aber lecker aus! Duften die denn auch so gut wie sie ausschauen? Schade. Das kann man ja gar nicht feststellen (äußerst betrübt). Die sind ganz in Folie eingeschweißt. Wissen Sie was - wir gehen lieber an den Gemüsestand. Da können wir uns die Ware genau ansehen und sparen jede Menge Verpackung (nahezu heiter).

So. Was steht noch auf Ihrem Einkaufszettel? Ah ja. - Die drei Schnitzel für´s Mittagessen. Dort drüben steht die Kühltruhe. Die sind ja auch völlig in Folie eingeschweißt (leise Panik) und noch dazu mit einem Styroportablett darunter! (nahezu verzweifelt). Warten Sie. Dahinten ist die Fleisch- und Wursttheke. Vielleicht haben wir dort mehr Glück. Richtig. Auch hier können wir jede Menge Verpackungen einsparen. So. Nun noch schnell die Taschentücher und das Toilettenpapier. Schauen Sie einmal: Hier im Angebot sind Produkte aus hundertprozentigem Altpapier. Und schön weich sind die auch noch. So! Nun haben wir gemeinsam Ihren abfallarmen Einkauf prompt erledigt (erleichtert).

Sollten Sie weitere Fragen zur Abfallvermeidung, Abfallverwertung und Abfallentsorgung haben (feierlich) rufen Sie uns doch an. Hier noch einmal unsere Telefonnummer 75 92 28 00 (rythmisch). Auf Wiederhören. Ihre Abfallberatung."

Da der Mensch morgens am Telefon zwischen acht und zwölf gar nicht so auskunftsfreudig sein kann wie sein Nachmittags-Kollege, liegt das Papier immer noch am gleichen Ort und wartet auf seine ganz persönliche Ansageschleife "...Sie haben Altpapier? Wie schön! Darf ich Sie begleiten..."
sas

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