Ausgabe 07 - 1999berliner stadtzeitung
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Aus der Friedrichstraße in die Greifswalder

Das Haus der Demokratie zieht um

Das Haus der Demokratie wird zum Ende August seinen schon fast traditionellen Standort in der Friedrichstraße 165 aufgeben und, soweit die Verhandlungen erfolgreich sind, zusammen mit amnesty international (ai) und dem Archiv Grünes Gedächtnis ein Haus am unteren Ende der Greifswalder Straße kaufen. Dort ist ein Neubeginn unter dem Namen "Haus der Demokratie und der Menschenrechte" geplant.

Im Jahr 1990 wurde der ehemalige Sitz der SED-Kreisleitung in der Friedrichstraße den Oppositionsbewegungen der DDR übergeben. Der damals vereinbarte Erwerb des Hauses wurde jahrelang blockiert, bis die Treuhand-Nachfolgegesellschaft BvS es 1998 an den Beamtenwirtschaftsbund als zukünftigen Sitz des Deutschen Beamtenbundes verkaufte. Der Beamtenbund erwarb auch die umliegenden Grundstücke und begann sogleich mit umfangreichen Abrißarbeiten.Auch das Haus der Demokratie soll grundsaniert werden. Im Anschluß daran, so lautete ein Angebot des Beamtenbundes, sollte den Demokratiegruppen Teile des Hauses zur Verfügung gestellt werden. Während der Bauarbeiten hätte eine Zwischenlösung gefunden werden müssen.

Die Stiftung Haus der Demokratie entschied sich aber, einen neuen Standort zu suchen. Im angestammten Haus wäre nach dem Umbau zuwenig Platz für die über 40 Initiativen. Man konnte die Forderung "Haus um Haus" durchsetzen und den Beamten die Zahlung einer Ablösesumme abtrotzen, die den Kauf eines anderen Hauses ermöglicht. In Abstimmung mit den Nutzern wurde beschlossen, die Verhandlungen über den Kauf des Gebäudes in der Greifswalder Straße voranzutreiben. Dieser Standort wurde aus mehreren Alternativen ausgewählt, weil er verkehrsgünstig liegt und nicht nur allen bisherigen Mietparteien die Möglichkeit gibt, unter einem Dach zu bleiben, sondern auch genug Platz bietet, um zusammen mit ai und dem Grünen Gedächtnis eine gemeinsame Stätte der Begegnung für die ostdeutsche Bürger- und die westdeutsche Menschenrechtsbewegung zu gründen. Auch neu entstehenden politischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Initiativen soll Raum geboten werden.

Ein großer Teil der heutigen Nutzer des Hauses der Demokratie will mit umziehen, doch die Entscheidung, das alte Haus zu räumen, ist niemandem leichtgefallen. Zu bedauern ist dabei auch die weitere Verödung der Friedrichstraße.
js

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