Ausgabe 07 - 1999berliner stadtzeitung
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"Wie werden Täter und Opfer dieses Konflikts je wieder zusammen leben können?" Der deutsche Außenminister beantwortete diese Frage während des Jugoslawienkrieges mit dem Hinweis darauf, daß sich in Deutschland nach 1945 ja auch wieder Juden angesiedelt hätten. Ein Vergleich, der einem weniger telegenen Politiker in weniger chauvinistischen Zeiten das Amt hätte kosten können. Bora Cosics Antwort auf diese Frage ist zwar auch fragwürdig, doch nascht er wenigstens aus dem anderen großen deutschen Metapherntopf: "So wie heute West- und Ostdeutsche in Berlin zusammenleben - mit ziemlich viel gegenseitigem Mißtrauen und in der Erwartung, daß eine neue Generation endlich vergißt, daß es die Berliner Mauer je gegeben hat." (http://hyperg.carinthia.com/kleine/19990512/Hintergrund/clr288f3.html)

In einem anderen Interview kontert der serbische Schriftsteller mit eigentümlich lakonischem Pathos Peter Handkes religiöse Verklärungen barbarischen Verhaltens. Frage: "Was halten Sie von der Rolle des Dichters als Mönch?" Cosic: "Der Dichter muss ein Mönch sein. (...) Aber dass Mönche in ihrem Gurt ein Messer tragen, das geht nicht." (http://www.tagesanzeiger.ch/archiv/99maerz/990316/188598.HTM) Eine Forderung, keine Beschreibung. Wo ein Handke mit dem Brieföffner fuchtelt, hat er sogleich ein Dutzend kettensägenbewehrter Kollegen gegen sich.

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Einen ganzen Sack von Irrtümern stellt folgender Leserbrief richtig:
"Schön, daß Ihr meine Literaturseiten (http://www.hu-berlin.de/~h0444qiz/) in Eurer Ausgabe 6/99 mit Lob überschüttet. Gerade auch, weil Ihr Euch von dem "rumpligen" Design aus den Anfängen der Webseitengestaltung nicht abschrecken lassen habt.

Interessant fand ich Eure Mutmaßung über meine esoterische voll pol.-corr.-vegane weibliche Identität. Zwar lebe ich tatsächlich vegan, aber zu den Esoterischen möchte ich auf keinen Fall gezählt werden, immerhin sind diese Leute neben Bauarbeitern meine Haupthaß- und Projektionsobjekte. Merkwürdig, daß ich sie damals auf meiner "Lyddit ärgert sich über ..."- Seite völlig vergessen habe.

Und auch obwohl der Name darauf hindeutet, versteckt sich hinter Lyddit ein Mann, der sich aber keineswegs ärgert, immer wieder als Autorin betrachtet zu werden, denn welcher Autor kann das schon von sich behaupten.
Übrigens habe ich, motiviert durch Eure Besprechung, noch eben schnell Querverweise auf andere neuere Projekte von Lyddit gebastelt, weshalb sich ein weiterer Besuch bestimmt lohnt."
Und selbst damit behält Lyddit noch recht.

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Die Stadt Ettlingen, Ausrichterin der baden-württembergischen Literaturtage 1999, lobt mehrere Netzliteratur-Preise aus: einen Themenpreis unter dem wortspielsüchtigen Titel "jahr.1000.WWW.ende" (Jahrtausendwende), sowie je einen Freistil-Preis für Autoren und Projekte. Die Preise sind mit je DM 5000.- dotiert, Meldungsstichtag ist der 22. August 1999. http://ettlinger.literaturwettbewerb.de

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Beim folgenden Textabschnitt handelt es sich gewissermaßen um die "extended version": mehr Text, mehr Links und mehr ASCII als in der Papierausgabe! stcumejf

Mehr Licht! Sonnenfinsternis bildet Hintergrund einer literarischen E-Mail-Collage

Zu einer literarisch-dokumentarischen E-Mail-Collage "von astronomischen Dimensionen" laden deutschsprachige Autoren, Wissenschaftler und Internetkuenstler ein. Anlass des 'Eclipse' getauften Projektes ist die totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. (http://www.carpe.com/eclipse/).

Dabei sollen das alltaegliche Leben, Kunst und Kultur in den vom Mondschatten bestrichenen Regionen ebenso Gegenstand der Elektrobriefe sein wie das Naturereignis selbst. Auch entsprechende literarische Beitraege jeder Form sind gern gesehen.

Ziel der Mail-Collage ist allerdings "nicht so sehr die Sammlung laenglicher Monologe", sondern vielmehr "ein moeglichst reger Austausch sich wechselseitig kommentierender und fortfuehrender Notizen, Assoziationen, Erzaehlstraenge und Reflexionen." Dieser Austausch beginnt bereits jetzt, vier Wochen vor dem 11. August.

Die Verkehrssprache wird sich nach der Sprache der Mit-Autorinnen und -Autoren richten. Zur deutschen Sprache wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die englische hinzukommen. Doch auch Sprecherinnen und Sprecher jeder anderen Sprache sind willkommen, heisst es in der Einladung, denn: "Schon zwei Sprecher bilden eine Sprachgemeinschaft."

Auf dem Weg der Sonnenfinsternis von Cornwall in England ueber Sueddeutschland und Oesterreich bis zur Ostkueste Indiens liegen etwa auch Teile Frankreichs sowie das tuerkische und das persische Sprachgebiet.

Die Verbindung eines der spektakulaersten und aeltesten Naturschauspiele der Erde mit dem modernsten Kommunikationsmittel des Menschen macht den besonderen Reiz dieses Projektes aus.

Die Idee zur E-Mail-Collage 'Eclipse', stammt aus der Mailingliste 'Netzliteratur', einem deutschsprachigen Diskussionsforum von etwa 160 AutorInnen, JournalistInnen, KuenstlerInnen und WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen. (http://www.netzliteratur.de)

Die Mailingliste 'Eclipse', die den organisatorisch-technischen Rahmen der E-Mail-Collage bildet, wird verwaltet von Oliver Gassner (Vaihingen/Enz), einem der "dienstaeltesten deutschen Netzliteraten" (OLLi - Olivers Links zur Literatur, http://www.carpe.com) und dem Berliner Schriftsteller und "Schauleser" Bov Bjerg (http://www.salbader.prenzl.net).

Weitere Informationen und eine Moeglichkeit zur Subskription finden sich auf http://www.carpe.com/eclipse/. Noch mehr Informationen auf https://igat.delos.de:81/mailman/listinfo/eclipse. Die Mailingliste ist bereits eröffnet!
bov.bjerg@prenzl.net

Leider war in der letzten Ausgabe der Link auf die Seiten von Lyddit ein ganz klein wenig nicht korrekt. Für eventuell aufgetretene Fehlverbindungen entschuldigt sich das gesamte scheinschlag-internet-Team, bestehend aus stcumejf. Bitte also - wie oben zu lesen - Lyddits korrekten Link anklicken.

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