Ausgabe 04 - 1999 | berliner stadtzeitung scheinschlag |
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Schwedter Stadtpark im Oderberger DreieckBausteine zur Grünvernetzung zwischen Teutoburger Platz und MauerparkPrenzlauer Berg im April 1999. Die Sonne hat die ersten Knospen des Grüns hervorgelockt und Tisch an Tisch reiht sich das urbane Leben entlang der Straßen. Der Mythos vom Szenebezirk steigt aus seinem Winterschlaf, just in dem Moment, in dem Touristen das Gebiet wieder durchforsten und das Flair des neuen Berlins in sich aufnehmen. Tasse Milchkaffee: 4,50 DM im Schwarz-Sauer, Kastanienallee. Nebenan in der Kiezkantine gibt es paniertes Käseschnitzel auf Rote-Bete-Spiegel mit Brunnenkresse: 5 DM. Die Arbeitslosen und sozial Benachteiligten aus der Gegend treffen sich dort. Rentner, alleinerziehende Mütter, Studenten. Etwas abseits vom Kollwitzplatz geht das Oderberger Dreieck seinem eigenen Trend nach. Das ist der Kiez, das ist Prenzlauer Berg. Ein Schmelztiegel (nicht nur) zweier Nationen mit größer werdenden sozialen Unterschieden und dem Mangel an sozialem Austausch. Ein Versuch, den Bezirk städtebaulich zu entwickeln, war die Umgestaltung des nördlichen Grenzgebietes zwischen Mitte, dem Wedding und Prenzlauer Berg. Im Rahmen der gescheiterten Olympia-Bewerbung ist eine Großsporthalle entstanden, und nebenan der Mauerpark. Das mehrere Hektar umfassende Gelände wurde damals dankenswerterweise von der "Allianz-Stiftung zum Schutz der Umwelt" kofinanziert. Das war 1992. Vier Jahre später wurde der erste Bauabschnitt bis zum Falkplatz fertiggestellt. Die Rekonstruktion des Gleimtunnels und die Erweiterung des Parks bis zum S-Bahn-Ring geht langsamer vonstatten. Senatsgelder fließen nur noch langsam, tröpfchenweise, der Kinderbauernhof wird unter anderem aus EU-Töpfen finanziert, mit der Fertigstellung kann frühestens Ende des Jahres gerechnet werden. Stattdessen fand Ende März ein von der Betroffenenvertretung Falkplatz initiiertes Anwohnertreffen statt, auf dem deutlich wurde, daß das Projekt "Mauerpark" an der Übernutzung zu scheitern droht. Bei schönem Wetter drängen sich die Menschen dicht an dicht an den ausgefransten Hängen. Hunde und Fußballspieler laufen sich vor die Beine. Dem Naturschutz- und Grünflächenamt (NGA) fehlen dieses Jahr die Mittel zur angemessenen Pflege. Nur zwei statt sechs Mark stehen pro Quadratmeter zur Verfügung. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die Attraktivität des Bezirkes zu sichern und weiter auszubauen. Projekte wie der Hirschhof in der Oderberger Straße und der Teutoburger Platz sind interessante Beispiele dafür, daß auch in Eigenarbeit etwas getan werden kann. Eine Bürgerinitiative möchte die projektierte Grünvernetzung zwischen dem Mauerpark und dem Teutoburger Platz mit einer neuen Grünfläche in der Schwedter Straße komplettieren und hat dafür das Grundstück Schwedter Straße 45 ins Auge gefaßt. Auf dem ersten bebauten Grundstück in dem Gebiet stand bis in die fünfziger Jahre hinein der Marthashof, ein Mägde-Pensionat als Auffanglager für junge Frauen, die zu Beginn der Industrialisierung nach Berlin kamen. Die kriegszerstörten Gebäude zerfielen und wurden schließlich abgerissen. Mit dem großflächigen Abriß der Quartiersbebauung und der Umgestaltung des Alexanderplatzes Ende der sechziger Jahre wurden dort ansässige Kleinbetriebe in die Baracken versetzt, die heute überwiegend ungenutzt sind und verfallen. Als Sanierungsziel für dieses Grundstück war eine Schule und eine Kindertagesstätte vorgesehen. Da der Bedarf aber durch Fortzug und Änderung der Bevölkerungsstruktur nicht mehr vorhanden ist, wird über ein neues Nutzungsziel für dieses Grundstück diskutiert. Die S.T.E.R.N. GmbH, Sanierungsträger in Prenzlauer Berg, favorisiert in ihren drei Vorschlägen eine Voll- oder Teilbebauung durch private Investoren. Nach Meinung der "Bürgerinitiative Schwedter Stadtpark" würde damit eine Chance in skandalöser Weise vertan, die Fläche für die Allgemeinheit zu nutzen. Die Bürgerinitiative setzt sich, nach einer befürwortenden Stellungnahme durch das NGA, für eine öffentliche Nutzung ein. Nicht zuletzt könnte dadurch auch der überstrapazierte Mauerpark entlastet werden. In welcher Form die Umgestaltung und Nutzung des 1,3 Hektar großen Areals zur Verwirklichung kommt, hängt maßgeblich von den Ideen und der Beteiligung der Anwohner ab: Die Bürgerinitiative trifft sich jeden Mittwoch um 19 Uhr in den Räumen der Betroffenenvertretung Teute, Templiner Straße 17.
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