Ausgabe 17 - 1998berliner stadtzeitung
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Pissoir und Weltkulturerbe

Tag des Offenen Denkmals vom 11. bis 13. September

Zum sechsten Mal veranstaltet das Landesdenkmalamt in diesem Jahr vom 11. bis zum 13. September den Tag des Offenen Denkmals. Über 150 Denkmäler, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, öffnen ihre Türen an diesem Wochenende für das interessierte Publikum.

Neben den prominenten Traditionsmonumenten werden auch in weniger bekannten Bau-, Boden- und Gartendenkmälern Besichtigungen und Führungen angeboten. Besonders umfangreich ist diese Jahr das Angebot an Industrie- und Technikdenkmälern wie Fabrikhallen, Kraftwerke, Verkehrsbauten, Pumpwerke oder Brauereien. Solche Anlagen bilden einen Schwerpunkt im unverwechselbaren Berliner Denkmalprofil, das von der Kaiserzeit und dem frühen 20. Jahrhundert entscheiden geprägt ist. So finden sich im Programmheft beispielsweise die Schilder- und Reliefgießerei in der Linienstraße, die noch bis 1995 in Betrieb war, das ehemalige Rundfunkzentrum der DDR in der Nalepastraße oder die von der TU umgenutzten Fabrikgebäude auf dem ehemaligen AEG-Gelände in Wedding. Selbst der ehemalige Fabrikkomplex Mehringhof wird in diesem Rahmen als "Denkmal der Berliner Selbsthilfe- und Alternativbewegung" gewürdigt.

Anläßlich des Tages des Offenen Denkmals hat Landeskonservator Jörg Haspel noch einmal betont, daß die Denkmalpflege keine "Luxusdisziplin" sei. Da Restaurierungen besonders arbeitsintensiv sind, habe die Denkmalpflege hohe beschäftigungswirksame Effekte. Allein das Bauschuttproblem der heutigen "Ex-und-hopp-Architektur" zeige, daß Denkmalpflege auch im öffentlichen Interesse liegt. Haspel beklagte, daß die Finanzausstattung des Landesdenkmalamtes zur Zeit nur Sicherungsmaßnahmen zuließe, um weiteren Verfall zu stoppen.

Im Gegensatz zum Bemühen um die Aufnahme der Museumsinsel in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes zeigt der Tag des Offenen Denkmals die ganze Bandbreite der Berliner Denkmallandschaft. Dem widmet sich auch das Buch "Berlins unbekannte Kulturdenkmäler", das - gutes Timing - kürzlich erschienen ist. Die hier vorgestellten 46 Denkmalorte sind nicht nur am Tag des Offenen Denkmals allgemein zugänglich und zum Teil deshalb unbekannt, weil es sie eigentlich gar nicht mehr gibt, wie zum Beispiel die Bethlehemskirche an der Mauerstraße oder der Luisenstädtische Kanal. Im Kapitel zum "Café Achteck" auf dem Chamissoplatz erfährt der Leser, daß das Jahr 1863 einen "Meilenstein in der Geschichte des Toilettenwesens" darstellt.

js

Programmhefte zum Tag des Offenen Denkmals liegen in öffentlichen Einrichtungen aus. Zu den Führungen sind teilweise Anmeldungen erforderlich. Weitere Informationen beim Landesdenkmalamt: fon 203 59-268/210 Reiner Elwers: Berlins unbekannte Kulturdenkmäler, L&H Verlag, Hamburg 1998, 156 Seiten, 29,80 DM

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  Ausgabe 17 - 1998