Ausgabe 15/16 - 1998berliner stadtzeitung
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Kurzkritiken

Drei Schwestern - Shalosh ahayot

(Israel 1998, 67 Min., OmU)

Regisseurin Tsipi Reibenbach ist es zumindest zeitweilig gelungen, ihre Mutter und deren Schwestern zum Reden über die Vergangenheit zu ermutigen. Die Frauen dieser Generation von Israelis hatten kaum eine Jugend und können heute nur noch ihr Alter beklagen. Die von Krieg und Holocaust geprägte Vergangenheit ist tabu. Die Tage heute sind bestimmt von Arztbesuchen, Einkäufen, Telefonaten. Einhalt und Rückblick erlaubt sich lediglich Fruma, die Mutter der Regisseurin. Die anderen schweigen und somit ist der Film Zeugnis ihres Traumas.

Ab 3. September im fsk-Kino

La Désenchantée (Fra. 1990, 74 Min., OmeU)

Beth ist siebzehn und große Rimbeaud-Verehrerin. Ansonsten bietet das Leben wenig Erfreuliches. Im kurzen Filmzeitraum bestimmen Männer dreier Generationen ihr Leben: der gleichaltrige Verehrer, der sie nicht versteht, der Künstler, bei dem sie erstmalig aufatmen kann, weil er ebenso désenchanté - desillusioniert ist wie sie und der pensionierte Onkel, ein "Freund und Gönner" der Familie. Über die Gegenleistungen seiner finanziellen Hilfe wird geschwiegen.

Ein leiser Film von Benoit Jacquot über das schwierige Erwachsenwerden. Sein neuer Film, "Der siebte Himmel", ist ab Herbst zu sehen.

Ab 3. September im fsk-Kino

Zwei Leinwandklassiker

Etwas unüblich unter offenem Himmel, aber treffend zum Weltfriedenstag am 1. September: Lubitschs Komödie "Sein oder Nichtsein" im Freiluftkino Hasenheide. Theater sind bei Lubitsch sowohl die faschistischen Machtrituale wie auch der listreiche Umgang der Untergrundschauspieler im besetzten Polen mit ihnen. Ein solch leichthändiger Umgang mit der grausamen Realität konnte Lubitsch nur in Hollywood gelingen.

Wolfgang Liebeneiners "Großstadtmelodie" dagegen spielt mitten im Berlin der Vor-Zerstörung 1943. Im Mittelpunkt steht eine Fotografin auf der Suche nach Karriere und persönlicher Erfüllung. Zwar kein filmisches Meisterwerk, zeigt "Großstadtmelodie" doch letztmalig das alte, unzerstörte Berlin. Wenige Wochen nach der Uraufführung begannen die Flächenbombardements.

Im Kino in der Brotfabrik:
30. August, 11 Uhr (Filmbrunch);
3. bis 9. September, 19 Uhr

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  Ausgabe 15/16 - 1998