Ausgabe 07 - 1998berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Ostern in Leder

Ein Anziehungspunkt für tausende schwuler Ledermänner aus In- und Ausland ist Berlin vom 9.-13. April. Gemeinsam mit einschlägigen Bars präsentiert der Motorsport und Contacte Berlin e.V. (MSC) das traditionelle Ledertreffen. Als Höhepunkt der zahlreichen Veranstaltungen des Treffens gilt die "Leder-Disco-Night" am 12.4. in der Kulturbrauerei mit Wahl des "German Mr. Leather ´98". Die Tradition des Ledertreffens geht zurück in das Jahr 1975, eine Zeit, in der S/M (Sadomasochismus) noch ungleich stärker ein Tabuthema war als heute. Das spiegelt sich bis heute in den exklusiven Einlassbedingungen für die Veranstaltungen wider: Dresscode schwarzes Leder, Latex oder Gummi; men only, d.h. nur für Männer und - das ist neu - Frauen mit männlicher Geschlechtsidentität und ebensolchem Auftreten.

Möglicherweise wird sich an dieser Exklusivität in den kommenden Jahren etwas ändern. Durchaus anregend kann sich eine punktuelle Zusammenarbeit die Publizistin und lesbische S/M-Netzwerkerin La Saguinaria vorstellen. Bei ersten Gesprächen über gemeinsame Veranstaltungen habe sich der MSC durchaus aufgeschlossen gezeigt. Skeptischer ist sie allerdings, was die Gäste des Ledertreffens anbelangt: "Die meisten können mit Frauen überhaupt nichts anfangen, geschweige denn mit lebischem Sex."

Einen Schritt in Richtung gemeinsame Räume macht dieses Jahr die Lesbischschwule Lederparty am 9. April im Pleasure Dome (Hasenheide 13). Veranstalterinnen sind das Lederatelier Kadett und Octopussy Women´s Club. Einen dresscode gibt es nicht, und die exklusiv entweder Lesben oder Schwulen vorbehaltenen Zonen fangen erst bei den Darkrooms an. Keinen S/M bietet das Tanztheater von Panterra - auch das ein Experiment auf einer einschlägigen Veranstaltung. Unmittelbares Interesse an gleichgeschlechtlichem, transsexuellem und inszeniertem Sex setzen jedoch die weiteren, schrillen, teils harten und direkten Teile des Bühnenprogramm voraus.

Coolness ist jedenfalls zu Ostern in Leder nicht gefragt. Öffentliches "Spielen" ebenso wie die "Mr Leather" Wahl leben auch von der Begeisterung und Geilheit des Publikums.

mowi

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  Ausgabe 07 - 1998