Ausgabe 03 - 1998berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Foyer und Athletik
Direkt aus dem Interconti

Wir befinden uns dieses Mal in ganz schön gehobener Atmosphäre, nicht gleich Stratosphäre, aber doch luftig. Der Ort daselbst ist das Foyer des Hotels Intercontinental Berlin. Durch diese Voraussetzungen entsteht der Begriff "Foyercatchen" also.

Auf dem Eintrittsschein steht der Vermerk "Abendgarderobe erlaubt" oder so ähnlich. Die meisten haben sich daran gehalten. Daneben sind folgende Ziffern notiert: eins-neun-Punkt-null-null (Einlaß) eins-neun-Punkt-drei-null (Beginn) zwo-fünnef-null-Komma-null-null (Geld) Nun damit wären die Rahmenbedingungen beschrieben. Die Wandelhalle des Hotels ist auch ganz schön groß, in Höhe, Länge und Breite. Obwohl sich in der Mitte das Seilgeviert erhebt, und drumherum die Tische und Stühle Stellung bezogen haben - das Foyer wirkt immer noch riesig. Kann auch daran liegen, das einige (circa die Hälfte) der anwesenden Sitzmöbel unbemannt sind. Macht nichts, sieht trotzdem gut aus. Jeder Tisch hat seine Nummer und ist mit Sektkühler und Gläsern bestückt. Außerdem lugt da um die Ecke noch der Abendschmaus, der sich in seinen Ausmaßen durchaus den räumlichen Gegebenheiten anpaßt.

Weiter zum Publikum: Das Gros der Anwesenden ist im so bezeichneten "Besten Alter", das heißt jenseits der Vierzig. Das mag den äußeren Bedingungen geschuldet sein, siehe weiter vorn. Amüsiert wird sich prächtig. Friedvoll werden die Kämpfer angefeuert. Es wird gelacht und geplaudert. Dazu trinkt man Wein und Sekt und Bier.

Überleitung zu den Medien: Ja, auch deren Interesse ist geweckt worden, immerhin sind mindestens vier Kameras verschiedener Sender auszumachen. Das Radio ist auch da.Weiterhin gibt es fast ein halbes Dutzend Fotografen zu bewundern. Daraus könnte man schlußfolgern, daß sich im Dickicht der Blätter, Bilder und Töne ein Widerhall findet. So können noch mehr Menschen ihr Herz fürs Catchen entdecken. Weil - Werbung ist ziemlich viel.

Schnitt zum Ablauf: Der Veranstalter eröffnet in eigener Person. Erläutert die Absicht, Catchen in Berlin zu etablieren. Spricht die Namen derer aus, die ihn dabei unterstützen. Stellt wichtige Persönlichkeiten aus der Welt des Catchens in unserem Land vor. Bedankt sich bei diesen und bei jenen. Wünscht allen Spaß und gute Unterhaltung. Und gibt den Ring frei.

Zum Ringgeschehen: Es gibt ordentlich Saures. Ausreichend Tritte und Sprünge sind garantiert. Der Schiedsrichter wird attackiert. Manchmal fällt einer aus dem Ring und dann auf den nächstbesten Tisch; der Sektkübel verliert dann ebenfalls das Gleichgewicht. Die Damen sind begeistert. Irgendwann sind alle vom Ringgeschehen gesättigt und haben Hunger. Das Buffet wird anfangs nur rein mental bedrängt. Der Ring muß erst noch zerlegt werden. Aber dann ist es um die Leckereien geschehen. Damit ist dieser Abend beendet.

Epilog: Ist das ein weiterer Punkt zur Verbreitung des Catchens in Berlin? Noch ist der Kampf nicht entschieden, jede Vorhersage bleibt momentan spekulativ.

Lobend hervorgehoben werden muß die entspannte Stimmung, die sich genußvoll an den im Ring inszenierten Gewalttätigkeiten und sportlichen Betätigungen labte.

Also, wem Boxen doch zu ernst ist (denn da gibt´s richtig auf den Mund) und wer mehr auf Show steht, dem sei Catchen anempfohlen.

Stefan Eichelman

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  Ausgabe 03 - 1998