Ausgabe 01 - 1998 | berliner stadtzeitung scheinschlag |
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Das war 1998Januar Nach seiner Rückkehr aus einem sechswöchigen Urlaub an einem geheimgehaltenen Ort erklärt Harald Juhnke: "Ich spiele nur noch Charakter." Er übernimmt die Titelrolle in einem Projekt von Russ Meyer: "Charlies Reise von L.A. nach Mannheim" nach Motiven einer Erzählung von Charles Bukowski. Februar Peter Strieder schlägt den Ausbau von Busspuren und Fahrradwegen vor. Jürgen Klemann lehnt ab und setzt sich im Senat durch. Begründung: "Keine weitere Zerstörung historisch gewachsener Sichtachsen im Stadtbild." März Eine Serie von Einbrüchen in Baumärkte an der Peripherie Berlins erschüttert die Boulevardpresse. Die Ermittlungen konzentrieren sich bald, so ein Fahnder, auf "Persönlichkeiten in den höchsten Köpenicker Fernsehkreisen." Greifbare Erfolge bleiben jedoch aus. April Horst Tappert löst Winfried Glatzeder als Tatort-Kommissar ab. Sein knapper Kommentar: "Endlich befördert." Drehbuchautor Herbert R. ergänzt, zu sehr habe man in der ARD bisher Grunewald und Frohnau als Orte des Verbrechens vernachlässigt. Er verspricht außerdem ein "im Tatort ungewohntes Tempo". Als Assistent bringt sich Wolfgang Lippert im Gespräch. Mai Die im März entwendeten Baumarktartikel werden vor allem in Münchener Vorortvillen sichergestellt, die Täter können dennoch nicht gefaßt werden. Juni Udo Lindenberg ist der erste Bewohner einer Eigentumswohnung am Potsdamer Platz. Peter Radunski würdigt den Neu-Berliner in seiner Laudatio als Vorbild und fordert "mehr dieser kulturellen Leuchttürme in der neuen alten Mitte." Der Alt-Paniker revanchiert sich, indem er zusammen mit den Puhdys seinen für diesen Anlaß geschriebenen Song "Meiner leuchtet auch im Dunkeln" vorstellt. Wolfgang Lippert lassen die Musiker trotz aller Bemühungen nicht mitmachen. Juli Helmut Kohl bringt den Tiergartentunnel zum Einsturz, als er von Paparazzi verfolgt wird und dabei gegen einen Stützpfeiler stößt. Er fährt mit einem blauen Auge zurück nach Bonn. August Zum ersten Mal besuchen mehr Menschen die Hate-Parade als die Love-Parade (30000 zu 3000). Autonome kündigen für 1999 eine HATE-THE-HATE-SHOW an. Radunski schwärmt: "Wie am Off-Broadway."
September Radunski erklärt, die andauernde Haushaltsmisere des Landes könne nur durch eine "maßvolle" Steuer auf studentische Dritt- und Ferienwohnungen behoben werden. Oktober Neue Koalitionskrise wegen unaufhörlicher Debatten um die Bezirksreform. Eberhard Diepgen greift durch. Er macht von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch, setzt eine Arbeitsgruppe ein und gibt die Marschroute vor: "17, 19 oder 24 wäre doch auch ein schönes Ergebnis." November Nach intensiver heimlicher Vorbereitung eröffnet Strieder die neue Tramlinie von der Mollstraße über Alexanderplatz zum Hackeschen Markt. Klemann hält verspätet eine Rede, in der er "in der Überwindung der alten Mauergrenze durch das Zukunftsverkehrssystem Schiene den bestandenen Lackmustest für die Befähigung dieser Stadt für Olympia 2004" sieht, warnt aber gleichzeitig: "Solange das Brandenburger Tor für PKWs zu ist, ist die nationale Verkehrsfrage noch immer offen." Dezember Die Gesellschaft für Deutsche Sprache in Mannheim wählt den im Abgeordnetenhaus gefallenen Ausspruch Landowskys "Die lebendige Demokratie braucht das Engagement aller parlamentarischen Ratten" zum âVersprecher des Jahres´.
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